Den Firmennamen Sotheby’s, welcher der Sotheby’s Holding INC (ISIN: US8358981079) zuzuordnen ist, erweckt bei vielen Menschen schnell das Denken an Reichtum und Tradition jedoch oftmals auch ein leicht verstaubtes Bild. Das Auktionshaus in New York gehört weltweit zu den bekanntesten seiner Art und hat alleine aufgrund des Bekanntheitsgrades eine gewisse Alleinstellung erreicht.

Das bereits vor über 270 Jahren gegründete Unternehmen stellt sozusagen einen Vorgänger der heute wohl bekanntesten Auktionsplattform eBay dar. Nichtsdestotrotz liegt in der Tradition auch der Charme des Auktionshauses. Vornehmlich werden hier äußerst exklusive Produkte versteigert. So hält man den Weltrekord für die Versteigerung eines Schlosses im Wert von fast 44 Mio. Euro. Im Jahr 2012 wurde dann einmal mehr Geschichte geschrieben. „Der Schrei“ sorgte wortwörtlich für Aufsehen, als das aus 1895 stammende Gemälde von Edvard Munchs für fast 120 Mio. US$ den Besitzer wechselte.

Hierin wird bereits das Alleinstellungsmerkmal deutlich. Sotheby’s lebt von der Provision solcher Auktionen, die mit Sicherheit niemand bei eBay anbieten würde. Darüber hinaus verfügt die Gesellschaft über das notwendige Netzwerk um kostspielige Sammlerstücke dann auch bei richtigen Interessenten zu platzieren.

Der Großteil der Umsätze wird dabei in den USA erzielt. Insgesamt 48%. Daraufhin folgt UK mit 27% und erstaunlicherweise bereits China/HongKong mit 15%, gefolgt von der Schweiz (5%) und Frankreich (4,3%).

In 2014 gab man darüber hinaus eine Kooperation mit eBay bekannt. Voll und ganz kann und will man sich demzufolge auch der Modernisierung und Virtualisierung nicht verschließen.

Der Chart zeigt ein interessantes Bild. Dabei wird die hohe Volatilität ersichtlich, die die Aktie mitbringt. Im Vergleich ist der S&P Mid Cap Index, welcher die mittelgroßen Unternehmen in den USA repräsentiert. Spannend wird es nun, wenn man sich vor allem das Timing der Kursausschläge nach oben genauer ansieht. Immer in Überhitzungsphasen der Wirtschaft und Börse wie zum Jahrtausendwechsel, kurz vor dem Platzen der Immobilienblase und dann der Staatschuldenkrise in Europa, konnte die Aktie ein jeweiliges Hoch markieren. Eine interessante Beobachtung, wenn man dabei unterstellt, dass Sotheby’s dann gut laufen sollte, wenn die Reichen und Schönen besonders viel Kapital haben um dies für Sammlerstücke, Schmuck oder eben ein neues Schloss auszugeben. Sitzt das Geld also locker und kann geprotzt werden, darf man eine Überhitzung unterstellen. Aktuell zieht der Kurs erneut stark an, bewegt sich jedoch noch nicht auf absoluten Überhitzungsniveaus in Relation zum Gesamtmarkt.

Generell ist dazu noch zu sagen, dass dies lediglich ein Mosaikstein im Gesamtbild sein sollte. Natürlich können die Börsen auch crashen, selbst wenn Sotheby’s keine neuen Hochs erreicht. Die Übereinstimmung in der Vergangenheit ist jedoch erstaunlich.

Wie gewohnt wollen wir die größte Aufmerksamkeit auf die fundamentale Betrachtung des Unternehmens legen. Dies geht zum einen sowohl quantitativ als auch qualitativ. Ersteres soll den Anfang machen.

  • Fundamentale Bewertung: Die Aktie darf als teuer beschrieben werden, was jedoch der gesamten Branche unterstellt werden könnte. In diesem Vergleich wiederum ist das New Yorker Unternehmen eher günstig. In Anbetracht der historischen Kennzahlen, die für die letzten fünf Jahre beim KBV beispielsweise bei 3,0x und beim KUV bei 3,2x lagen, darf man konstatieren, dass wir derzeit eine faire Bewertung sehen. Interessant ist hingegen, dass der Konzern mit knapp 1.600 Mitarbeitern auf eine zunehmende Verschuldung blickt. Dies ist u.a. vor allem auf den Kauf des „York Property Mortgage“ zurückzuführen. Dies ist das Heim des Auktionshauses in New York, wofür man stolze 370 Mio. US$ berappen musste. So hat man sich entschieden den Preis bereits vollständig im Juli 2015 zu zahlen, da nach diesem Zeitpunkt die Kreditzinsen bis 2035 (vorherige Laufzeit) auf 10.6% angestiegen wären. Ein demnach verständlicher Schritt. Um das ganze jedoch ins rechte Bild zur rücken, ist wichtig zu erwähnen, dass Sotheby’s mit 475 Mio. US$ in der Kasse weiterhin liquide aufgestellt ist. Dies zeigen auch die Liquiditätsgrade wie die Current Ratio von 1,61 US$ (für 1$ kurzfristige Schulden = 1,61$ an kurzfristigem Vermögen). Das Wachstum ist äußerst zyklisch und vor allem auch von der jeweiligen Wirtschaftslage abhängig. Gibt es zahlreiche Antiquitäten, die den Besitzer wechseln und gibt es dann auch dementsprechend Kunden mit dem nötigen Kleingeld um diese zu erwerben, zieht das Geschäft und auch die Margen an.

Der subjektive Betrachtungswinkel

  • Das Geschäftsmodell ist einfach und verständlich. Die lange Historie zeigt, dass es wohl immer Menschen geben wird, die sich für Sammlerstücke begeistern. Im Zeitalter der immer rasanter werdenden Entwicklung unserer Gesellschaft könnte ich persönlich mir sogar eine Verstärkung dieses Trends vorstellen. Es wird hier kein Massenmarkt bedient, sondern ein hoher Grad an Exklusivität geboten. Sotheby’s ist dabei von einem ordentlich laufenden Kunstmarkt abhängig. Dieser stockt nach jüngsten Aussagen des Unternehmens derzeit ein wenig, weswegen man aktuell vor allem versucht durch Kostensenkungen aber auch Anreizprogramme für Mitarbeiter, welche sich stets auf die Suche nach neuen Versteigerungsobjekten und der Kontaktpflege zu Sammlern machen, neue Impulse zu setzen.
  • Weiterhin darf man sich die Frage stellen, wie der Zyklus eines Gemäldes aussieht. Sammler XY kauft dieses Gemälde und erfreut sich daran. Der Zahn der Zeit wird jedoch dafür sorgen, dass auch er dieses irgendwann wird vererben müssen. Ob es sich bei den Kindern oder einer Stiftung jedoch auch um Kunstliebhaber handelt ist nicht immer gesichert. Aus diesem Grunde ist es durchaus denkbar, dass es erneut versteigert wird. Hinzu kommt das Phänomen sich immer neu entwickelnder Trends. Dadurch werden sukzessive neue Werke geschaffen. Natürlich kann man für diese nicht immer einen Rekordpreis erzielen, jedoch bleibt der Kunstmarkt damit in Bewegung.
  • Mei Moses Art Index: Dies ist eine Art Kunstindex, welcher die Entwicklung des Kunstmarktes wiederspiegeln soll. Wenngleich die folgende Grafik nur bis 2014 reicht, so erscheint es nichtsdestotrotz spannend zu betrachten, wie sich dieser im Vergleich zum S&P500 bewegte:

Auffällig sind vor allem die großen Verwerfungen. Während der S&P500 wie z.B. zur Jahrtausendwende immens anstieg, bewegte sich der Index auf einem Minimum. Das Interesse an teuren Antiquitäten scheint demzufolge besonders niedrig, wenn sich an der Börse gutes Geld verdienen lässt und vice versa. So muss man bedenken, dass Kunst nicht nur fürs heimische Kaminzimmer geeignet ist, sondern gleichermaßen immer mehr auch als alternatives Investment, wodurch der Preis weiter angeheizt werden kann.

Im Fazit:

Der Kunstmarkt ist sicherlich nicht für jeden ideal geeignet. Nichtsdestotrotz können hier extrem spannende Beobachtungen gemacht werden, die völlig unabhängig von einem potentiellen Investment interessante Informationen liefern. Bei Sotheby’s ist es mehr eine Glaubensfrage bei Einbeziehung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Trends, als die Analyse der Bilanz oder günstiger Analystenprognosen. Einen Blick ist die US-Gesellschaft jedoch auf jeden Fall wert.

 

Ihr Andreas Meyer

 

Quellen: https://www.wikifolio.com/de/de/wikifolio/greenriver-distressed-value-l-s?logout=1, www.bloomberg.com, www.reuters.com, www.morningstar.com


 

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